“Es geht immer um das, was ich in meiner Seele fühle.” Krassimir Kolev

Mit diesem Satz beschreibt der Künstler Krassimir Kolev seine Kunst, die vom 4. bis 6. Juni 2021 im Schiffmeisterhaus in Ybbs ausgestellt wurde. Nachdem die Plätze für die Eröffnung am Freitag rasch vergriffen waren, konnten die Besucher sich am Samstag und Sonntag die Pop-up Ausstellung ohne Anmeldung anschauen. Am Samstag wartete noch ein besonderes Highlight auf die Besucher: ab 15 Uhr konnten sie dem Künstler beim Malen zuschauen.

Krassimir Kolev ist in Bulgarien geboren und aufgewachsen. Später studierte er in der Meisterklasse bei Johannis Avramidis in Wien und bei Michelangelo Pistoletto. Nachdem er sein Kunststudium 1998 mit einem Master abschloss, zog er nach Uppsala in Schweden. Viele seiner preisgekrönten Werke waren Teil zahlreicher Ausstellungen in Europa, Skandinavien und den USA. Der jetzt international bekannte Künstler gewann 2011 außerdem den Publikumspreis der Ausstellung “Portrait now” im Nationalmuseum in Kopenhagen. Im Sommer 2012 zog er nach Österreich, wo er bis heute lebt.

Die Ausstellung “The Silence & the Soul” zeigte insgesamt 57 Gemälde, die 2020 und 2021 entstanden sind. Die Serien “Silent City” und “Soulscapes” wurden, neben 10 Bronzeskulpturen, zur Gänze von Artosphäre ausgestellt.

Wir schreiben März 2020, als eine Pandemie die gesamte Welt zu einem Stillstand zwingt. Als Krassimir Kolev in dieser Zeit durch seinen Wohnort St. Pölten läuft, trifft ihn diese besondere Atmosphäre. Er hält diese Einsamkeit mit seiner Kamera fest und verwandelt sie in seinem Atelier in emotionale Gemälde um. Die Serie “Silent City” zeigt verlassene Straßen und Plätze; eine Stille ohne Menschen, Fahrzeuge, Tiere oder Blumen. Er selbst sagt in einem Interview, dass er in der Corona- Zeit besonders kreativ war, weil er so seine Emotionen in der Kunst umsetzen konnte. Er sagt, dass die Bilder sein innerer und äußerer Ausdruck davon sind, was er im Lockdown erlebt hat. Krassimir Kolev begann die Serie, weil ihn diese leeren Straßen und Plätze faszinierten, war es doch bis dahin unmöglich, sich so etwas vorzustellen.

Der zweite Teil der “Silent City” – Serie entstand 1 Jahr später, also Anfang 2021. Die Bilder zeigen erneut die Stimmung, die Krassimir Kolev auf der Straße einfängt: graues Wetter und die Gefühle im immer wiederkehrenden Lockdown. Die Bilder sind schwarz-weiß und die Menschen auf ihnen tragen Masken, sie zeigen den Ausnahmezustand – ein sensibles und emotionales Zeitdokument.

Krassimir Kolev schafft es, uns mit dieser Serie einen Einblick in eine bewegungslose und leere Stadt zu geben und gleichzeitig ihre verborgene Schönheit zu zeigen. Sie spiegelt seine Emotionen und die einzigartige Stimmung auf den Straßen während dieser Zeit wieder. Man merkte, wie sich die Besucher der Ausstellung in den Bildern gut wiedererkennen konnten, sich selbst und ihre Emotionen.

Daneben entstand die faszinierende und abstrakte Serie “Soulscapes”. Bernhard Fleischanderl sagt über diese äußerst spannende Serie, dass Krassimir Kolev es schafft, durch eine unglaubliche Farbigkeit mit einem ganz speziellen Pinselduktus und Komplementärfarben, Emotionen völlig abstrakt und extrem verdichtet auszudrücken. Der Künstler sagt: “es geht immer um das, was ich in meiner Seele fühle.” Und “Soulscapes” zeigt diese bunte Welt der Gefühle auf eine einzigartige Art und Weise. Die Gemälde geben uns einen Einblick in das Innere des Künstlers: wir sehen seine Gefühle auf der Leinwand – farbig, aufgeladen und expressiv.

In dieselbe Richtung gehen die Skulpturen von Krassimir Kolev, wovon auch 10 in der Ausstellung zu sehen waren. Auch sie geben dem Besucher einen Einblick in die Gefühlswelt des Künstlers. Die abstrakten und realistischen Körper sind sein seelischer Ausdruck – den Stil nennt der Künstler “organische Abstraktion”.

Mit seinen Werken “begibt er [Krassimir Kolev] sich immer wieder auf Entdeckungsreise durch das menschliche Sein und die Natur. Seine vielseitige Kunst ist eine Interpretation seiner intensiven Wahrnehmung.”

 

Die Ausstellung wurde von den Besuchern sehr gut angenommen, zu einem Zeitpunkt an dem die Pandemie eine Pause einlegt, oder sich sogar dem Ende neigt. Krassimir Kolev bewegt die Besucher mit seiner Kunst, er löst Emotionen aus, die sich über ein Jahr angestaut haben. Gleichzeitig konnten die Besucher in Geselligkeit auf einer wunderbaren Vernissage die wiedergewonnene Freiheit genießen. Auch wenn die Ausstellung nur 2 Tage geöffnet war, kann man die Werke des Künstlers auf Anfrage weiterhin besichtigen und erwerben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Krassimir Kolev mit “The Silence & the Soul” mal wieder seine genaue und empathische Beobachtungsgabe beweist. Der Maler, Bildhauer und Fotograf lässt uns an seinem Inneren teilhaben und schaffte gleichzeitig ein gesellschaftliches Zeitdokument.